Hofchronik
Die Geschichte vom AlmLeben im Detail
D´Hoamat is a Fleckerl Erdn und sand a Dorn und Disteln drei-
wos red i lang, is trotzdem schö, netta gern dahoam muast sei.
Gott Vater tean ma bittn gib ins dein Segn, behüat insa Hoamat,
ko nix schöners nit gebn.Mundartgedicht
Bewegte Hofgeschichte
Der Gerstreithof in Großarl blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück, die tief in die bäuerliche Kultur des Salzburger Landes verwurzelt ist. Als traditioneller Bergbauernhof wurde der Gerstreithof bereits vor mehreren Jahrhunderten gegründet und gehört zu den ältesten Höfen in der Region Großarl. Die genaue Entstehungszeit ist zwar nicht dokumentiert, doch lässt sich die Existenz des Hofes bis in das Mittelalter zurückverfolgen. In den frühen Jahren diente der Gerstreithof vor allem der Selbstversorgung. Die Bauern bewirtschafteten das Land, bauten Getreide an, hielten Vieh und betrieben Forstwirtschaft. In der Bergregion war das Leben hart und entbehrungsreich, aber geprägt von einem engen Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft und einem tiefen Respekt vor der Natur. Heute ist der Gerstreithof ein Symbol für das traditionelle Leben im Großarltal und eine Erinnerung an die harte Arbeit und den Durchhaltewillen der Menschen, die dieses Tal über die Jahrhunderte hinweg geprägt haben.
Der Hof wurde mit viel Liebe zum Detail restauriert und ist heute ein lebendiges Zeugnis der bäuerlichen Geschichte der Region.

Das arbeitsreiche Bauernleben von früher
Vor der Mechanisierung war das bäuerliche Leben auf dem Gerstreithof von harter körperlicher Arbeit und einfachen Mitteln geprägt. Ohne die heutigen Maschinen mussten alle Tätigkeiten von Hand oder mit Hilfe von Zugtieren verrichtet werden. Dies betraf nicht nur die Feldarbeit, sondern auch das Ernten, Dreschen und die tägliche Versorgung des Viehs. Das bäuerliche Jahr war durch einen strengen Rhythmus bestimmt, in dem jede Jahreszeit ihre eigenen Herausforderungen mit sich brachte, und die Arbeit nie wirklich endete.
Besonders die Vorbereitung auf den Winter erforderte eine immense Anstrengung, um genügend Vorräte für Mensch und Tier anzulegen.
Zuerst wurde mit einem Holzpflug und zwei Pferden gepflügt. Dann fuhr man zum Einebnen mit der Hackelegge und einem eingespannten Pferd darüber. Gesät wurde mit der Hand. Winterroggen Ende August und Winterweizen anfangs September. Danach musste man nochmals mit der Hackelegge darrüberfahren. Zum Schluss wurde am Rand noch teilweise mit der Haue ausgebessert und der Weisen wurde mit dem Rechen fein eingeheut.
Die Vogelbeeren wurden im September bis Oktober gepflückt und danach eingemaischt.
Äste von Laubbäumen wurden heruntergehackt und auf Garben zusammengebunden. Sei wurden auf dem Laubgang getrocknet und im Winter den Schafen verfüttert.
Auf der Hutweide die Streu gemäht und getrocknet, im Winter zum Einstreuen für die Rinder verwendet.
Im Jänner wurde das Holz vom Wald mit Holzschlitten zum Hof gebracht.
Im Nachwinter wurde der Mist mit dem Pferd und dem Mistschlitten auf die Felder gefahren.
Das Brennholz wurde mit der Zugsäge abgeschnitten, gespalten und nachher aufgestapelt.
Im Frühjahr wurde im Flachen mit dem Pferd und Wagen gedüngt. Im Steilen mit der Schleipfe. Einer musste die Mistschleipfe ziehen und ein anderer mit der Gabel verteilen. Wo es ganz steil war, hat man den Mist mit einem Korb getragen. Die Frauen mussten den Mist mit der Gabel zerkleinern. Im Flachen fuhr man mit der Mistegge und dem vorgespannten Pferd darüber. Im Steilen wurde er mit dem Rechen fein gemacht.
Es mussten viele Zäune ausgebessert oder neu gemacht werden, da durch den vielen Schnee und Lawinen die Zäune beschädigt wurden. Früher wurden die Zäune nur mit Holz gemacht. Heute werden sie mit Draht ausgebessert.
Die Frauen mussten den Weizen mit der Hand jäten und das Unkraut in einem Korb zusammentragen. Es wurde den Kühen verfüttert.
Um die Sonnwende wurde mit dem Mähen begonnen. Es wurde mit Sensen gemäht, getrocknet und mit der Schleipfe oder als Kopffaschtl zusammengetragen. Bei Schlechtwetter wurde das Gras auf Schwedenreiter getrocknet. Dann wurden Heutristen daraus gemacht und in Heustadln gelagert. Anfangs bis Mitte August wurden die Bergmähder gemäht. Man brauchte dazu ungefähr 3-4 Wochen.
Die Frauen mussten den Roggen mit einer Sichel schneiden. Die Garben wurden von den Männern auf lange Reihen zusammengetragen. Die zurückgebliebenen Holme wurden mit Sensen ausgemäht und zusammengeheut. Alle 1,5m wurden Hifler gesteckt und 10-12 Garben daraufgegeben. Je nach Witterungen wurden sie 5-10 Tage getrocknet. Dann wurden die Garben mit einem Pfergl in die Scheune getragen und in der Getreidekar zusammengestapelt. Mitte bis Ende Oktober wurden zum Teil mit Dreschmaschinen, die von 2 Männern betrieben wurden und zum Teil mit Dreschpflegln die Körner ausgedroschen. Danach wurden sie mit der großen Reuter vorgesäubert und mit der Wassermühle von der Streu getrennt. Dann wurden die Körner in der Weizenkammer gelagert.
Gleicher Vorgang wie beim Roggen schneiden. Früher wurden auch noch Hafer, Gerste, Flachs und Hanf angebaut. Die Mägde mussten den Flachs im August ausziehen und anschließend wurde er getrocknet. Im Spätherbst wurde er in einem Ofen geröstet und gebrechelt. Im Winter wurde der Flachs gesponnen. Nachher kam der Weber ins Haus und webte das Leinen.
Früher wurde die Wäsche nur alle 5-6 Wochen gewaschen. Da hieß es für die Mägde schon um vier Uhr früh das Bett zu verlassen. Tags zuvor wurde die Wäsche sortiert und in Aschenlauge eingeweicht, da die Seife noch eine Rarität war und das Waschpulver noch unbekannt war. Am nächsten Tag wurde die weiße Wäsche gekocht und die Buntwäsche gebürstet. Für diesen Tag verdienten sich die Wäscherinnen eine bessere Kost und einen Schnapstee. Die Wäsche wurde dann am Balkon oder auf den Gang zum Trockenen aufgehängt. Jetzt wird das Wäsche waschen von einer Waschmaschine ersetzt. Im Winter waren die Mägde mit dem Spinnen oder Stricken beschäftigt.
Erfindung des Göpelseilzugs
Ein Denkmal schaffenden Bauerntums setzte Lorenz Laireiter durch die Erfindung des Göpelseilzuges. Damit hat sich ein unvergängliches Verdienst für die Landwirtschaft des Bergbauern weit über die Grenzen seines Dorfes hinaus erworben. Hunderten von Bauern wurde dadurch die Arbeit erleichtert. Der Göpelseilzug ist ein praktisches Hilfsmittel zur Lastbeförderung beim Gebirgsbauern. Ein einfaches und nützliches Bergbauerngerät.